Sorry
to all my English-speaking friends, but this post is going to be in German.
Frau Holle hat sich also nach Usbekistan
getraut und ihre Kissen über Taschkent geschüttelt. Wie von Puderzucker
bestreut beglückt Taschkent seine Bevölkerung mit einem Winterwunderland und
klirrender Kälte, die sich zwischen -3 und -12 Grad Celsius auf- und abbewegt.
Einige Kinder lassen sich in abendlicher Friedlichkeit von ihren Eltern auf
Schlitten durch die Straßen ziehen, um sich später in hoffentlich mehr oder
weniger geheizten Wohnungen und mit einer Tasse Schwarztee aufzuwärmen (oder,
wie ich, mit einem warmen Stück Brot, als ich meine Handschuhe vergessen
hatte). So friedlich und beinahe weihnachtlich sich dies auch anhören mag, die
Wirklichkeit sieht in Usbekistan ein bisschen anders aus. Schneeschaufeln und
Streuen sind hier Fremdwörter, so dass hier einerseits die Stadt sehr schön
winterlich aussieht, aber gleichzeitig jeder Fußweg zur Rutschpartie wird. Als
ich mich also Samstagnacht am Heimweg von einem vodkaschweren Abend in einem
Club leicht bedüdelt über den Schnee freute, wurde ich in der nächsten Sekunde eines
Besseren belehrt, als ich mich nicht auf meine eleganteste Art in den Schnee
begab. Also saß ich da so im Schnee mit einem nicht enden wollenden Lachkrampf,
der mir das Wiederaufstehen nicht unbedingt erleichterte. Zum Glück war Ulli
da, die mir ihre Hand reichte und mich wieder hochzog. In diesem Beispiel ist
glücklicherweise alles gut gegangen, aber der Auslastung der Krankenhäuser
zufolge tut es das leider nicht immer. Zu der Tatsache, dass eben nicht
gestreut oder schneegeräumt wird, kommt weiters noch hinzu, dass
Intelligenzbestien in der Stadtplanung viele Teile des Gehsteigs mit einem marmorähnlichen
Material ausgestattet haben, die es beinahe unmöglich machen nicht zu rutschen.
Über die Unfallsrate im Straßenverkehr möchte ich lieber auch gar nicht
nachdenken. Die Stadt blendet komplett aus, dass es vielleicht einmal kalt werden oder schneien könnte.. das zeigt sich auch in der Tatsache, dass Ulli und ich ein paar von unseren Freunden in unserem warmen Heim ab und zu Asyl gewähren, da deren Wohnungen eiskalt sind und es in manchen Extremfällen auch kein warmes Wasser gibt.
View from the TV Tower on white Tashkent |
Ansonsten wird es auch hier in Taschkent
trotz der Tatsache, dass dieses Jahr Weihnachten als illegal erklärt wurde, ein
wenig weihnachtlicher. Fragt mich nicht, was das genau zu bedeutet hat, was die
Konsequenzen sind und ob es mit der Entrussifizierung Usbekistans zutun hat..
oder ob das überhaupt stimmt, denn sowas wie offizielle Meldungen gibt es hier
selten, so dass man sich zumeist mit Gerüchten zufrieden geben muss. Unsere
persönliche Theorie war, dass der Weihnachtsmann wahrscheinlich kein Visum
bekommen hat, weil die Customs Declaration der vielen Geschenke zu lange
gedauert hat.. (und lange dauern tut sie auch als Nicht-Weihnachtsmann schon
lang genug). Jedenfalls werden nun bei zahlreichen Geschäften die Fenster mit
Mickey Mäusen mit Weihnachtsmützen und Geschenken im Arm verziert, so dass man
Weihnachten zumindest nicht vollständig vergisst. Auch stehen plötzlich an
verschiedensten Orten Weihnachtsbäume…wobei das natürlich keine
Weihnachtsbäume, sondern Neujahrsbäume sind…
Weihnachten nicht ganz zu vergessen war
mir auch wichtig, so dass ich vor allem im Unterricht viel über Weihnachten
gesprochen habe und für diese Woche ein kleines Adventssingen an der
Universität organisiert habe. Also habe ich eine Gitarre mitgebracht, Liedertexte
ausgedruckt, Plätzchen gebacken (und das in Usbekistan zu machen ist wirklich
nicht so leicht..), Punsch gekocht und Kerzen gekauft. Es kamen sehr viele
meiner Studenten, und unsere Runde sang also in aller Besinnlichkeit Lieder wie
„Stille Nacht“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Alle Jahre wieder“. Sogar der
Dekan kam kurzzeitig vorbei und sagte, wie schön es sei einmal gemütlich
beisammen zu sitzen, wenn viele Dinge im Alltag so unnötig stressig sind. Meine
Studentinnen waren so unglaublich dankbar, und ich war so glücklich in dem
Moment. Faszinierend wie nah Musik einen zusammenbringen kann, egal woher man
kommt.
Nächste Woche ist schon Weihnachten, und es fühlt sich komisch an, nicht nach Hause fahren zu können. Dennoch bin ich sehr positiv – wir haben eine kleine Gruppe organisiert, mit der Schlittschuhlaufen, gemeinsames Kochen und die Mitternachtsmette am Plan stehen.
One of my classes after our last lesson before the Christmas holidays :) |
Nächste Woche ist schon Weihnachten, und es fühlt sich komisch an, nicht nach Hause fahren zu können. Dennoch bin ich sehr positiv – wir haben eine kleine Gruppe organisiert, mit der Schlittschuhlaufen, gemeinsames Kochen und die Mitternachtsmette am Plan stehen.