Hi
everyone,
please
excuse that I haven’t posted anything in a little while. I should also say
sorry now, as I don’t really feel like writing in English, so this post is
going to be in German.
Obwohl ich mittlerweile schon so etwas
habe, was man Routine nennen könnte, ist trotzdem immer irgendetwas los – man
entdeckt einen neuen Stadtteil, ein neues Restaurant, eine neue usbekische
Speise, man wird von Studentinnen auf unbekannte Dinge aufmerksam gemacht, so
dass das Wort „Routine“ alles andere als passend ist. Jede Erfahrung, jede
Begegnung und jede Unterhaltung ist hier so intensiv, dass man das Gefühl hat
der Kopf kommt gar nicht zur Ruhe obwohl man eigentlich vielleicht nicht so
viel macht. Letztes Wochenende ging ich mit einem Spanier, den ich auf einer
der internationalen Parties hier kennengelernt habe, in einen verhältnismäßig
europäischen Coffeeshop names „Bon!“ frühstücken. Dort gibt es
Schokocroissants, Muffins, Crepes und –gottseidank – ordentlichen Kaffee, sogar
mit Milchschaum, und einem kleinen Keks auf der Untertasse. Die Speisen sind
dort genauso wie zuhause, und doch hat der Kaffee noch niemals so gut
geschmeckt wie dort, und noch nie fand ich ein simples Croissant so lecker, so
saftig wie dort. Ich sagte zu dem Spanier „This place feels like home“, weil:
so europäisch, so vertraut. Aber im Endeffekt haben hier sogar vertraute Dinge
wie Essen einen so großen Wert und vermitteln einem das Gefühl von Zuhause, dass
diese Tatsache allein einem klar macht, dass man doch nicht zuhause ist. Ich
bin doch in Usbekistan.
Man schafft sich seine eigenen kleinen
Rituale, wie zum Beispiel Ulli und ich den Sonntag nicht nur zum Waschtag,
sondern auch zum Lavashwaschtag ernannt haben. Jeden Sonntag wird also im Hause
Betge-Zulus nicht nur gewaschen, sondern auch zum Lavash Centre bei uns um die
Ecke gegangen (Lavash ist so etwas ähnliches wie ein Dürüm). Und sogar der
deutschsprechende Kellner dort, der mich jedes Wochenende erneut mit einem
schüchternen „Schönes Mädchen“ angräbt und uns auf den Tee einlädt, gehört
schon zum Lavashwaschtag dazu. So bewegt man sich zwischen Ritualen fort, vor
und zurück, während zwischen den Ritualen entweder unglaublich viel oder
vielleicht wenig passiert. Und plötzlich vergeht die Zeit ganz schnell, obwohl
die Zeit sich wie stehengeblieben anfühlt.. ein Paradoxon?
Die letzten beiden Wochen waren ein
bisschen stressig und gefüllt mit Theaterproben, Vorbereitung von Stunden, der
Koordination meine Materialien zeitgerecht auszudrucken (nachdem es an der Uni
ja keine wirkliche Möglichkeiten gibt zu drucken oder zu kopieren), Planung von
diversen Projekten sowie auch mit einigen kulturellen Ereignissen.
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Unsere Talente bei der Theaterprobe :) |
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Theatergruppe "Alles Theater" |
Vor allem letztere Dinge machen es so
besonders, hier zu sein. Ich wurde mittlerweile schon auf zwei Hochzeiten
eingeladen.. usbekische Hochzeiten sind groß, reich, traditionell, und obwohl
zwischen den beiden Hochzeiten definitiv Parallelen bestanden, hätten sie
unterschiedlicher nicht sein können.
Die erste Hochzeit war zwischen einem
deutschen Bräutigam und einer usbekischen (deutschsprechenden) Braut. Obwohl
die Hochzeit für usbekische Verhältnisse klein war und „nur“ um die 100 Leute
dort waren ist es natürlich prestigeträchtig jemanden internationalen dabei zu
haben und es geht schnell als Westliche/r eingeladen zu werden obwohl man weder
Braut noch Bräutigam oder irgendjemanden der Familie kennt. Der Grund warum
diese Hochzeit so „klein“ war ist, weil man es eine Alibi Hochzeit nennen könnte, die nur gefeiert wurde, um die
Familien zufriedenzustellen. Dafür wurde ein schlichter Raum gemietet, in dem
Männer und Frauen nicht an einem Tisch sitzen durften (bei besonders
traditionellen Hochzeiten gibt es sogar eine Hochzeit nur für die Männer und
eine nur die Frauen) und wo eine Art Moderator sprach und eine Liveband spielte,
die so laut gesungen hat, dass sie einen glauben ließ dass man auf usbekischen
Hochzeiten nicht miteinander reden soll, da man sein eigenes Wort nicht verstand.
Am Tisch standen einige Snacks, die als Vorspeise dienten und es wurde noch
zusätzlich etwas Fleisch und somsa (Blätterteigtaschen,
meistens gefüllt mit Fleisch oder Kartoffeln, gibt es aber auch mit Kürbis)
serviert. Das Essen begann schon obwohl das Brautpaar noch nicht einmal dort
war. Als ich daraufhin Suchra, eine unserer Dozentinnen, fragte, erwiderte sie: „Es werden auch manche
Hochzeiten ohne das Brautpaar gefeiert“. Obwohl bei beiden Hochzeiten die
Ankunft des Brautpaares groß angekündigt wurde geht es bei der usbekischen
Hochzeit nicht um das Paar, sondern um die Familie, die wie im Falle dieser
Hochzeit darauf bestand, dass sie eine Extrahochzeit feiern, obwohl dies
bedeutete, dass der Bräutigam (ohne seine Familie) extra eingeflogen wurde. So
kann es eben auch sein, dass wenn eine Hochzeit gefeiert wird bei der die
Ehepartner aus verschiedenen Regionen stammen, die Hochzeiten getrennt und eben
auch ohne Brautpaar gefeiert werden.
Jedenfalls gehört zu einer usbekischen
Hochzeit natürlich der Tanz, bei dem wirklich so gut wie alle, auch trotz
großen Untalents, mitmachen und der – gemeinsam mit dem Essen – den Großteil der
Hochzeit ausmachen. Hier wird abwechselnd Musik gespielt und es werden Leute
ans Mikro geholt, die dem Brautpaar viel Glück wünschen.. also auch ich. Ich war
ja froh, dass mich außer dem Brautpaar niemand verstand, weil außer einem „Ich
freue mich dass ich unbekannterweise eingeladen wurde und wünsche euch alles
Gute und Liebe für den gemeinsamen Lebensweg“ brachte ich nicht viel heraus.
Wie traditionell die Hochzeit wirklich war stellte sich übrigens auch heraus,
als man mich höflich bat als weiblicher Gast nicht „so lange“ (also 2 Minuten)
mit dem Bräutigam zu sprechen..
Die zweite Hochzeit war vielleicht in
ihrer Struktur und Organisation ähnlich, doch zeigte sie einen ganz anderen
Aspekt, nämlich dass die Hochzeit repräsentativ zeigen soll, wie wohlhabend die
Familie ist. Hochzeiten treiben also viele Familien in den Ruin, weil jede
Hochzeit in ständiger Konkurrenz mit anderen Hochzeiten steht. Es geht darum,
welche am meisten Essen, die beste Band, die schönere Location hat. Es
heirateten der Sohn des Dekans, und ich denke ich lasse Bilder für sich
sprechen:
Was man hier nicht so gut sieht: das
Brautpaar wurde mit (usbekischen) Fanfaren und einer Tänzerin angekündigt, und
was hier essensmäßig auf dem Tisch steht ist nur die Vorspeise…
Mit diesen Eindrücken verabschiede ich
mich für heute.. es ist Zeit schlafen zu gehen :)
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